Lübeck, 30. September 2015 - Exakt ein Jahr nach Vertragsunterschrift hat das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) heute (30. September 2015) den Grundstein für den Bau der Universitätsmedizin der Zukunft in Schleswig-Holstein gelegt.
Gemeinsam mit Kristin Alheit, Ministerin für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung in Schleswig-Holstein, und den Vertretern des Baukonsortiums BAM/VAMED versenkte Prof. Dr. Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender des UKSH, eine mit Tageszeitung und Urkunde bestückte Zeitkapsel auf dem Baufeld in Lübeck und gab somit den symbolischen Startschuss für den Beginn eines der größten klinischen Bauvorhaben Europas.
„Mit dem Neubau wird der Standort Lübeck als herausragende Wissenschaftsstadt in Nordeuropa weiter gestärkt. Hier werden Krankenversorgung, Forschung und Lehre auf modernste Weise verknüpft“, sagte Kristin Alheit. Die Investitionen des UKSH werden dafür Sorge tragen, dass die Menschen im ganzen Land Zugang zur Spitzen- Medizin erhalten.
Prof. Scholz sagte: „Wir legen heute den Grundstein für das größte Bauvorhaben in der Geschichte der Universitätsmedizin in Schleswig-Holstein. Mit dem Slogan „Wir schaffen das.“ krempeln wir die Ärmel auf und ergreifen die historische Chance, die medizinische Maximalversorgung unserer Patienten für die kommenden Jahrzehnte sicherzustellen und die Innovationskraft von Forschung und Lehre nachhaltig zu stärken. Für unsere 12.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eröffnet sich die greifbar nahe Perspektive hochattraktiver Arbeitsplätze in Kiel und Lübeck.“
Das Projekt wird in Partnerschaft mit dem Konsortium BAM/VAMED realisiert. Die Kosten für Planung, Neubau und Sanierung von Immobilien des UKSH in Kiel und Lübeck betragen rund 520 Millionen Euro. Das Gesamtprojekt weist über eine Vertragslaufzeit von 30 Jahren ein Vertragsvolumen von rund 1,7 Milliarden Euro aus und beinhaltet den Betrieb und die laufende Instandhaltung der Immobilien. Ziel des Baulichen Masterplanes ist die nachhaltige Sicherstellung der medizinischen Maximalversorgung für die Menschen in Schleswig-Holstein. Gleichzeitig werden die baulichen Voraussetzungen für eine zukunftweisende Forschung und Lehre geschaffen.
Alexander Naujoks, Vorstandsvorsitzender der BAM Deutschland AG, ergänzte: „Die Entwicklung der Medizintechnik geht in gigantisch schnellen Schritten voran – und hierzu liefert das neue Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck eine wesentliche Grundlage.“ Die BAM Deutschland verfügt über eine langjährige Planungsund Baukompetenz speziell im Klinikbereich und hat u.a. Universitätskliniken in Hamburg, Heidelberg und Ulm schlüsselfertig errichtet. Zuletzt hat die BAM die Hochtaunuskliniken in Bad Homburg im Rahmen eines PPP-Projekts fristgerecht fertigerstellt und in die 25-jährige Betriebsphase übergeben.
„Wir bringen unsere gesamte Erfahrung aus mehr als 30 Jahren in der Planung und Errichtung von Gesundheitseinrichtungen und weltweit 710 realisierten Projekten ein, um sowohl in Lübeck als auch in Kiel das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein der Zukunft zu schaffen. Mit unserem umfassenden Know-how im technischen Betrieb von Krankenhäusern werden wir außerdem dafür sorgen, dass die neu- und umgebauten Gebäude langfristig den Anforderungen der Spitzenmedizin gerecht werden“, sagte Gottfried Koos, Vorstandsmitglied VAMED AG.
2011 beschloss der Landtag die Einleitung eines Markterkundungsverfahrens. 2012 wurde das Vergabeverfahren in Form eines Wettbewerblichen Dialogs EU-weit gestartet. Die Kennzeichen des Verfahrens: Dem privaten Partner wurden Planung, Bau und Betrieb der Immobilie übertragen, Eigentümer bleibt das Land Schleswig-Holstein. Vorteil ist, dass es einen zentralen und verantwortlichen Partner für Planung und sämtliche Bauten gibt. Finanziert wird das Projekt zu 75 Prozent vom UKSH, der private Anteil des Bieters liegt bei 25 Prozent. Das Land ist nicht direkt, sondern nur mittelbar – über eine so genannte Gewährträgerhaftung – von der Finanzierung betroffen. Im Mai 2014 legten die Teilnehmer des wettbewerblichen Dialogs ihre Angebote vor, diese wurden auf ihre Wirtschaftlichkeit
(2-stufiges Verfahren zur Prüfung der absoluten und relativen Wirtschaftlichkeit) und Erfüllung der Zielvorgaben überprüft. Zudem gab es eine Überprüfung der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung durch einen externen
Berater des Finanzministeriums. Der Aufsichtsrat entschied sich nach einem in einem anonymisierten Verfahren erstellten Votum der Landesregierung am 15. Juli 2014 für den geeignetsten Bieter, der nach Ende der Bankenprüfung am 19. September durch den Aufsichtsrat bestätigt wurde. Die Unterzeichnung der Verträge erfolgte am 30. September 2014.
Die Bausubstanz des UKSH hat sich seit rund 100 Jahren entwickelt. Es gibt beispielsweise Kliniken wie die Augenklinik und die Hals-, Nasen- und Ohrenklinik in Lübeck, die in Lazarettbaracken von 1936 untergebracht sind. In Kiel befindet sich die Innere Medizin in einem Marinelazarett, das vor dem Zweiten Weltkrieg erbaut wurde. Das Zentralklinikum in Lübeck wurde in den 1980er-Jahren errichtet. Ein Großteil der Gebäude kann damit nicht mehr unter den heute optimalen klinischen und wirtschaftlichen Aspekten betrieben werden, was die umfangreiche bauliche Sanierung des UKSH notwendig macht. Das neue medizinische und baulich-funktionelle Strukturkonzept sieht eine Zentralisierung vor. So sollen beispielsweise bestehende Pavillonstrukturen in Zentralkomplexe überführt werden. In Lübeck erfolgt der Endausbau des Zentralklinikums, und in Kiel soll ein Zentralkomplex auf dem sogenannten Roten Platz entstehen, in den auch Bestandsbauten eingebunden werden. Durch die mit dem Zentralisierungskonzept verbundene Stilllegung von sanierungsbedürftigen Gebäuden entfallen die von Jahr zu Jahr steigenden Sanierungskosten. Neben dem Neubau sind auch umfangreiche Umbauten, Sanierungen und Renovierungen Bestandteil des Immobilien-Projektes. Nach der Grundsteinlegung am Campus Lübeck erfolgt eine Grundsteinlegung auf dem Campus Kiel im Winter 2015/2016.
Das neue UKSH, Campus Lübeck, vervollständigt die bauliche Bestandsstruktur und organisiert die Grundstruktur gleichzeitig neu. Die Gebäudestruktur erhält einen neuen Eingang hin zur Ratzeburger Allee mit Cafeteria und Apotheke sowie mit direkter Anbindung an das derzeit im Bau befindliche neue Parkhaus. Durch den Neubau wird das bestehende Zentralklinikum um ein neues Hauptgebäude mit einer Bruttogrundfläche von 65.000 Quadratmetern auf sechs Stockwerken erweitert. Die bisher in Provisorien untergebrachten Kliniken werden in den Zentralkomplex integriert, darunter unter anderem die Interdisziplinäre Notaufnahme, Allgemeine Chirurgie, Urologie, Diagnostikeinheiten, ein OP-Bereich mit 20 Sälen (einschließlich Hybrid-OP), Intensivstationen (98 Betten), fünf Normalpflegestationen (198 Betten, vorwiegend Zweibettzimmer) sowie drei Wahlleistungsstationen (87 Betten, vorwiegend Einbettzimmer). Auf dem Dach des Neubaus entsteht ein Hubschrauberlandeplatz. Die Fertigstellung des Rohbaus am Campus Lübeck ist für das Frühjahr 2017 geplant, eine Gesamtfertigstellung des Lübecker Zentralklinikums ist für Herbst 2018 vorgesehen. Über die gesamte Bauzeit werden auf der Baustelle über 200 Firmen, Planer und Bauunternehmen sowie Lieferanten tätig sein, viele davon stammen aus der Region.
Die Baugrube am Campus Lübeck hat ein Volumen von 78.000 m³, dies entspricht ca. 1.000 Schiffscontainern. Für das Fundament werden ca. 15.000 m³ Beton benötigt. Im Rohbau werden ca. 6.600 Tonnen Stahl verbaut, was nahezu dem Gewicht des Eiffelturms entspricht.
Verantwortlich für diese Presseinformation:
Oliver Grieve, Pressesprecher des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein.